Rezension Die kleine Bäckerei am Strandweg - Jenny Colgan

Es klingt fast zu gut um wahr zu sein - Polly wird ihr Hobby zum Beruf machen, und das in Cornwall, auf einer romantischen Insel mit Männerüberschuss. 

Genau die richtige Kur für ein leeres Konto und ein gebrochenes Herz. Aber die alte Bäckerei ist eine windschiefe Bruchbude, am Meer kann es sehr kühl sein, und der Empfang, den manche Insulaner ihr bereiten, ist noch viel kälter. Gut, dass Polly Neil hat, einen kleinen Papageientaucher mit gebrochenem Flügel. Doch bald kauft der halbe Ort heimlich ihr wunderbares selbstgebackenes Brot, und als sie Neil fliegen lassen soll, ist sie schon fast heimisch geworden. Nur das mit der Liebe gestaltet sich komplizierter als gedacht ...


Die Wärme und der Wohlfühlcharakter dieser Geschichte ist einzigartig und wunderschön. Cornwall verspricht ein ganz besonders schönes Setting und die Gezeiteninsel Mount Polbearne, fernab von funktionierendem WLan und Touristenströmen, lässt einen nicht mehr los.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Polly erzählt. 
Diese verkriecht sich nach der gescheiterten Beziehung mit Chris und dem Bankrott ihres gemeinsamen Unternehmens auf Mount Polbearne. Sie zieht in die kalte und zugige Wohnung über der Bäckerei, wo sie eines Nachts den verletzetn Papageientaucher Neil findet. Fürsorglich peppelt sie den Kleinen wieder auf und Neil wird schnell ihr Freund und ständiger Begleiter. Dies ist ein ganz besonders süßer Part in der Geschichte. Neben Neil muntert Polly aber auch ihre Leidenschaft für das Backen wieder auf und nach einiger Zeit kauft fast die gesamte Bevölkerung von Mount Polbearne bei Polly ihr Brot, wie auch andere leckere Backwaren. Sehr zum Missfallen von Mrs Manse, der eigentlichen Bäckerin der Insel.
Pollys Rezepte findet man übrigens auch detailliert am Ende des Buches, inclusive witziger Kommentare zum Backvorgang. Dies und der überaus humorvolle und flüssige Schreibstil Jenny Colgans sind herausragend gut. Sie schafft eine gemütliche und herzliche Atmosphäre, die den Leser in eine kuschelige, warme Decke hüllt. Man wünscht sich nach Mount Polbearne und möchte glücklich den Weg zur kleinen Bäckerei am Strandweg entlang spazieren.

Doch nicht nur Mrs Manse bereitet Polly Probleme sondern auch der kernige FIscher Tarnie und Imker Huckle, der nach einer ebenso gescheiterten Beziehung aus der USA nach England flüchtete. Mein Herz muss ich sagen schlägt ganz besonders für Huckle. Mit seiner liebevollen und fröhlichen Art, schlich er sich schnell in mein Herz. Polly ist in Liebesdingen allerdings nicht mehr ganz so talentiert und so stürzt sie in ein kleines Liebes-Chaos, was noch durch ein trauriges Ereignis zum Ende des Buches überschattet wird. Doch ich kann euch versprechen, ein Happy End ist in Sicht.

Neben den witzigen, wie auch einfühlsamen Erzählungen rund um die Inselbewohner von Mount Polbearne haben darüber hinaus auch noch Pollys beste Freundin Kerensa und Huckels Millionärsfreund Reuben ihren großen Auftritt. Kerensa steht Polly bei fast allen Dingen mit Rat und Tat zur Seite, wobei Reuben großspurig, laut und egoistisch herüber kommt. Wie man sich einen Selfmade Millionär eben so richtig vorstellt. Doch auch er hat seine gefühlvollen Momente, wobei er besonderes Interesse an Kerensa entdeckt. Seine großspurigen Dialoge sind zwar sehr eigensinnig und Ich-bezogen, jedoch auch häufig sehr amüsant. Auf die Beziehung zwischen den beiden dürft ihr in den nächsten Bänden gespannt sein. 



An einigen Stellen wirkt die Erzählung fast wie ein Lebensratgeber, aber auf eine richtige, nicht belehrende Weise. Pollys Weg zurück aus ihrer Traurigkeit wirkt besonders inspieriend. Ihre Niedergeschlagenheit legt sie nach und nach durch ihre Liebe für das Backen ab und auch wir sollten uns vielleicht öfter mal fragen: Lohnt es sich nicht für das zu kämpfen, was man liebt? Denn dies zu tun, beschert einem ganz besonderes Glück im Leben. Und dieses streben wir doch alle an! Glaubt mir, es lohnt sich dafür zu kämpfen, denn am Ende werdet ihr es nicht bereuen. 

Das Cover empfinde ich als sehr idyllisch und stilvoll. Der Fotografie-Charakter wurde schön umgesetzt und die Farbgebung passt wunderbar zueinander. Beim Betrachten wünscht man sich direkt an diesen Ort. Es wirkt einladend, niedlich und friedvoll.

Insgesamt, kann ich wenig Kritikpunkte an dieser Erzählung finden. Die Charaktere wirken herzlich, das Setting ist einzigartig schön, rau und wild. Die Ruhe nach der Polly sich sehnt, kann man gut nachvollziehen und das ist es auch, was dieses Buch einem gibt: Ruhe. Es enspannt und lässt den Leser wohlig warm und zufrieden zurück. Jenny Colgans Schreibstil ist humorvoll und in seiner Einfachheit einfach wundervoll. Wer Cornwall und Papageientaucher liebt, sollte an diesem Buch nicht vorbei gehen! Neil, ich liebe dich einfach.


Bis demnächst,



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