Rezension Die Wahrheit über das Lügen - Benedict Wells und Uns gehört die Nacht - Jardin Libaire
Hallo ihr Lieben,
heute würde ich euch gerne zwei Bücher aus dem Diogenes Verlag vorstellen, die der Verlag mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Ich kann euch bereits hier zu Beginn versprechen, die Bücher waren beide auf ihre ganz eigene Art etwas Besonderes. Von teilweise skurrilen Anmutigungen bis hin zu tiefgehenden Botschaften, lassen Benedict Wells und Jardin Libaire alles aus dieser Bandbreite zu und bieten dem Leser/der Leserin ein einmaliges Erlebnis.
Beginnen möchte ich mit meiner Meinung zu der Kurzgeschichtensammlung "Die Wahrheit über das Lügen" von Benedict Wells.
Geimeinsam ist den 10 Kurzgeschichten innerhalb dieses Bandes der Umstand der Einsamkeit; in jeder Kurzgeschichte geschieht dies allerdings in seiner ganz eigenen, immer unterschiedlichen Form. Sei es nun in einem Ehepaar dessen Differenzen sich im Schicksal einer Fliege widerspiegeln, nämlich mit der Einsamkeit und der Scheidung seitens der Ehefrau, oder einem Familienvater, der von einer Bergwanderung als alter Mann wiederkehrt. Benedict Wells unterhält mit seinem zum Teil witzigen, aber auch sehr berührenden Schreibstil den Leser in seiner Vielfaltigkeit sehr gut.
Jede Kurzgeschichte ist anders als die Vorige, wodurch keine Langeweile und durch den Aspekt der Einsamkeit, des Verlorenseins und der Suchen nach einem glücklichen Leben ein anhaltender roter Faden entsteht. Die Protagonisten der einzelnen Geschichten sind dabei trotz ihrer Kürze tiefgründig und detailliert ausgearbeitet worden. Die Perspektive nimmt in jeder Kurzgeschichte immer die des jeweiligen Hauptcharakters ein.
Der Roman "Uns gehört die Nacht" von Jardin Libaire wird bestimmt von den Erzählperspektiven von Elise und Jamey; ein Paar, das unterschiedlicher kaum sein könnte.
Elise ist, wie es im Roman so bezeichnet wird, aus der untersten Schicht der Gesellschaft und dies spiegelt sich auch in ihrer vulgären eher unfeinen Ausdrucksweise wieder. Dies nimmt Jardin Libaire sehr gut in ihren Schreibstil auf und bringt diesen Unterschied zum gebildeten, verschlossenen Jamey schön zum Ausdruck. Doch auch Jamey ist nicht perfekt, sondern hadert mit sich selbst durch die Last des enormen Familienerbes. Er bezeichnet sich häufig als niedergeschlagen, meint dies wäre er sein gesamtes Leben lang schon gewesen.
Das Alleinstellungsmerkmal des Romans ist sicherlich die Beziehung von Jamey und Elise. Sie beginnen eine toxische Affäre miteinander, in der sie nichts verbindet außer Sex.
Doch im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass gerade diese wenigen Gemeinsamkeiten und die Gegensätzlichkeit genau das ist, was sie beide in ihrem Leben brauchen. Es geht nicht mehr ohne einander! Bis zum bitteren Schluss, der nochmal eine ganz neue Wendung nimmt und auf den ihr, solltet ihr Euch das Buch kaufen, gespannt sein dürft.
Jardin Libaire wechselt in ihrem Roman von einer sehr detailreichen Sprache voller Metaphern und Poesie zu einer fast drastischen Offenheit innerhalb der erotischen Szenen zwischen Jamey und Elise mit zugehörigen vulgären Sätzen und Beschreibungen. Gerade diese Unterschiede machen den Schreibstil Libaires jedoch einzigartig und unterstreicht, dass der Roman mehr ist als eine Liebesgeschichte mit viel Sex.
Die Beziehung zwischen Elise und Jamey hat eine durchgängige Dynamik, die sich sicherlich nur so bei ihnen wiederfinden lässt. Diese zwei angesprochenen Merkmale weisen auf einen nicht niedrigen literarischen Wert der Erzählung meiner Ansicht nach hin. Für Leser und Leserinnen, die jedoch in Bezug auf Erotik oder Sexszenen eher prüdere Ansichten haben, ist dieses Buch vielleicht eher nichts.
Fragen, die man sich bei diesem Roman vielleicht stellen könnte, wären: Wie viel Obsession und Abhängigkeit ist noch gesund? Welche Rolle kann Sex in einer Beziehung einnehmen und wie unterschiedlich darf eine Definition von Liebe zwischen zwei Menschen sein? Kann man lieben lernen?
Jamey jedenfalls vollzieht während des Verlaufs der Erzählung einen fast grundlegenden Wandel ... und lernt in gewisser Weise auch erst zu lieben. Denn eine Liebe zu Elise kannte er vorher so nicht. Weder zu einer Frau, noch erfuhr er diese in der Kindheit von seinen Eltern. Als Kind ist ihm nie die wirklich benötigte Aufmerksamkeit zuteil geworden, die er benötigt hätte und nun in gewisser Weise von Elise erhält. Er bemerkt wie sie mehr und mehr fester Bestandteil seines Lebens wird. Elise im Gegensatz sieht sich mit einigen Vorurteilen und Problemen durch Jameys gehobenen Status in der Gesellschaft konfrontiert. Abzuwarten ist bis zum Ende, ob sie diese überwinden können.
Bei der Gestaltung des Covers wurde sich auch hier erneut dem gleichbleibenden, schlichten üblichen Design des Diogenes Verlag bedient. Ganz besonders gut gefällt mir jedoch die Fotografie des dunkelhaarigen Mädchens, das sich ihre ins Gesicht fallenden Haare zurück streicht und einem als Betrachter durch ein Fenster entgegen blickt. Vielleicht ein Link zu Elise, die Jamey zu Anfang immer aus ihrem Fenster gegenüber seines Hauses beobachtet hat. Die Hand auf dem nachfolgenden Bild gehört übrigens meinem Freund ;)!
Alles in allem möchte ich Jardin Libaire mit "Uns gehört die Nacht" 3 von 5 Sternen geben. Plus Punkte hat sie bei mir als Leserin durch ihren literarisch von hoher Qualität zeugenden Schreibstil gemacht. Ebenso die Dynamik der Beziehung zwischen Jamey und Elise und die Ausdifferenziertheit der beiden Charaktere waren herausragend. Mit der Grundstruktur der Geschichte, ein armes Mädchen lernt reichen, gutaussehenden jungen Erben kennen, hat sie das Rad jedoch sicherlich nicht neu erfunden. Auch die vulgären, obszönen Metaphern wurden mir manchmal etwas viel. So beschreibt sie beispielsweise an einer Stelle wie Taubenkacke auf dem Ashpahlt vor sich hin gart. Ihr seht, man muss es mögen! ;) Aber dies ist mein persönlicher Geschmack und ich halte den Roman trotzdem für qualitativ sehr hochwertig und empfehlenswert!
So und nun dürft ihr entscheiden, ob Ihr Euch eher die abwechslungsreiche Kurzgeschichtensammlung von Benedict Wells zu Gemüte führen möchtet oder Euch auf die Reise mit Elise und Jamey begeben wollt.
Bis bald,
heute würde ich euch gerne zwei Bücher aus dem Diogenes Verlag vorstellen, die der Verlag mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Ich kann euch bereits hier zu Beginn versprechen, die Bücher waren beide auf ihre ganz eigene Art etwas Besonderes. Von teilweise skurrilen Anmutigungen bis hin zu tiefgehenden Botschaften, lassen Benedict Wells und Jardin Libaire alles aus dieser Bandbreite zu und bieten dem Leser/der Leserin ein einmaliges Erlebnis.
Beginnen möchte ich mit meiner Meinung zu der Kurzgeschichtensammlung "Die Wahrheit über das Lügen" von Benedict Wells.
Klappentext
Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein, und von einer Frau, die vor eine existenzielle Entscheidung gestellt wird. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ist und der dennoch zur Heimat wird. Von einem erfolglosen Drehbuchautor der Gegenwart, der in das New Hollywood des Jahres 1973 katapultiert wird und nun vier Jahre Zeit hat, die berühmteste Filmidee des 20. Jahrhunderts zu stehlen. Und nicht zuletzt eine Erzählung aus dem Universum von ›Vom Ende der Einsamkeit‹, die Licht auf ein dunkles Familiengeheimnis wirft.Geimeinsam ist den 10 Kurzgeschichten innerhalb dieses Bandes der Umstand der Einsamkeit; in jeder Kurzgeschichte geschieht dies allerdings in seiner ganz eigenen, immer unterschiedlichen Form. Sei es nun in einem Ehepaar dessen Differenzen sich im Schicksal einer Fliege widerspiegeln, nämlich mit der Einsamkeit und der Scheidung seitens der Ehefrau, oder einem Familienvater, der von einer Bergwanderung als alter Mann wiederkehrt. Benedict Wells unterhält mit seinem zum Teil witzigen, aber auch sehr berührenden Schreibstil den Leser in seiner Vielfaltigkeit sehr gut.
Jede Kurzgeschichte ist anders als die Vorige, wodurch keine Langeweile und durch den Aspekt der Einsamkeit, des Verlorenseins und der Suchen nach einem glücklichen Leben ein anhaltender roter Faden entsteht. Die Protagonisten der einzelnen Geschichten sind dabei trotz ihrer Kürze tiefgründig und detailliert ausgearbeitet worden. Die Perspektive nimmt in jeder Kurzgeschichte immer die des jeweiligen Hauptcharakters ein.
Das Cover in seinem unverwechselbaren Stil des Verlages mit weißem Hintergrund, sowie Rahmen mit abgerundeten Ecken und dem Titel plus Zeichnung in der Mitte dessen, ist dem immer wieder verwendeten Design des Diogenes Verlags treu geblieben. Was mir aber gut gefällt und ein Wiedererkennungsmerkmal besitzt. Die reduzierte Malerei über dem Titel ist denke ich sehr passend zur Thematik der Kurzgeschichten. Darauf könnte auch die nur aus zwei Farben bestehende Zusammenstellung des Bildes Hinweis geben.
Zusammengefasst möchte ich der Kurzgeschichtensammlung 4 von 5 Sternen geben. Sie hat mich unterhalten, zum Nachdenken gebracht und in ihrer Aussagekraft begeistert. Die Länge der Kurzgeschichten ist wohl proportioniert, sodass man gut jeweils eine nach der Uni oder Arbeit abends im Bett lesen kann. Benedict Wells ist in seinem Schreiben stilsicher, abwechslungsreich und unterhaltend.
Kommen wir nun zum zutiefst leidenschaftlichen und aufrüttelnden Roman von Jardin Libaire!
Klappentext
Als Elise Perez an einem trostlosen Winternachmittag in New Haven den Yale-Studenten Jamey Hyde kennenlernt, ahnt keiner, dass hier und jetzt ihrer beider Schicksal besiegelt wird. Was als obsessive Affäre beginnt, wird zu einer alles verändernden Liebe. Doch Elise ist halb Puerto-Ricanerin, ohne Vater und Schulabschluss aufgewachsen, und Jamey der Erbe einer sagenhaft reichen Familie von Investmentbankern. Wie weit sind sie bereit zu gehen?Der Roman "Uns gehört die Nacht" von Jardin Libaire wird bestimmt von den Erzählperspektiven von Elise und Jamey; ein Paar, das unterschiedlicher kaum sein könnte.
Elise ist, wie es im Roman so bezeichnet wird, aus der untersten Schicht der Gesellschaft und dies spiegelt sich auch in ihrer vulgären eher unfeinen Ausdrucksweise wieder. Dies nimmt Jardin Libaire sehr gut in ihren Schreibstil auf und bringt diesen Unterschied zum gebildeten, verschlossenen Jamey schön zum Ausdruck. Doch auch Jamey ist nicht perfekt, sondern hadert mit sich selbst durch die Last des enormen Familienerbes. Er bezeichnet sich häufig als niedergeschlagen, meint dies wäre er sein gesamtes Leben lang schon gewesen.
Das Alleinstellungsmerkmal des Romans ist sicherlich die Beziehung von Jamey und Elise. Sie beginnen eine toxische Affäre miteinander, in der sie nichts verbindet außer Sex.
Doch im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass gerade diese wenigen Gemeinsamkeiten und die Gegensätzlichkeit genau das ist, was sie beide in ihrem Leben brauchen. Es geht nicht mehr ohne einander! Bis zum bitteren Schluss, der nochmal eine ganz neue Wendung nimmt und auf den ihr, solltet ihr Euch das Buch kaufen, gespannt sein dürft.
Jardin Libaire wechselt in ihrem Roman von einer sehr detailreichen Sprache voller Metaphern und Poesie zu einer fast drastischen Offenheit innerhalb der erotischen Szenen zwischen Jamey und Elise mit zugehörigen vulgären Sätzen und Beschreibungen. Gerade diese Unterschiede machen den Schreibstil Libaires jedoch einzigartig und unterstreicht, dass der Roman mehr ist als eine Liebesgeschichte mit viel Sex.
Die Beziehung zwischen Elise und Jamey hat eine durchgängige Dynamik, die sich sicherlich nur so bei ihnen wiederfinden lässt. Diese zwei angesprochenen Merkmale weisen auf einen nicht niedrigen literarischen Wert der Erzählung meiner Ansicht nach hin. Für Leser und Leserinnen, die jedoch in Bezug auf Erotik oder Sexszenen eher prüdere Ansichten haben, ist dieses Buch vielleicht eher nichts.
Fragen, die man sich bei diesem Roman vielleicht stellen könnte, wären: Wie viel Obsession und Abhängigkeit ist noch gesund? Welche Rolle kann Sex in einer Beziehung einnehmen und wie unterschiedlich darf eine Definition von Liebe zwischen zwei Menschen sein? Kann man lieben lernen?
Jamey jedenfalls vollzieht während des Verlaufs der Erzählung einen fast grundlegenden Wandel ... und lernt in gewisser Weise auch erst zu lieben. Denn eine Liebe zu Elise kannte er vorher so nicht. Weder zu einer Frau, noch erfuhr er diese in der Kindheit von seinen Eltern. Als Kind ist ihm nie die wirklich benötigte Aufmerksamkeit zuteil geworden, die er benötigt hätte und nun in gewisser Weise von Elise erhält. Er bemerkt wie sie mehr und mehr fester Bestandteil seines Lebens wird. Elise im Gegensatz sieht sich mit einigen Vorurteilen und Problemen durch Jameys gehobenen Status in der Gesellschaft konfrontiert. Abzuwarten ist bis zum Ende, ob sie diese überwinden können.
Bei der Gestaltung des Covers wurde sich auch hier erneut dem gleichbleibenden, schlichten üblichen Design des Diogenes Verlag bedient. Ganz besonders gut gefällt mir jedoch die Fotografie des dunkelhaarigen Mädchens, das sich ihre ins Gesicht fallenden Haare zurück streicht und einem als Betrachter durch ein Fenster entgegen blickt. Vielleicht ein Link zu Elise, die Jamey zu Anfang immer aus ihrem Fenster gegenüber seines Hauses beobachtet hat. Die Hand auf dem nachfolgenden Bild gehört übrigens meinem Freund ;)!
Alles in allem möchte ich Jardin Libaire mit "Uns gehört die Nacht" 3 von 5 Sternen geben. Plus Punkte hat sie bei mir als Leserin durch ihren literarisch von hoher Qualität zeugenden Schreibstil gemacht. Ebenso die Dynamik der Beziehung zwischen Jamey und Elise und die Ausdifferenziertheit der beiden Charaktere waren herausragend. Mit der Grundstruktur der Geschichte, ein armes Mädchen lernt reichen, gutaussehenden jungen Erben kennen, hat sie das Rad jedoch sicherlich nicht neu erfunden. Auch die vulgären, obszönen Metaphern wurden mir manchmal etwas viel. So beschreibt sie beispielsweise an einer Stelle wie Taubenkacke auf dem Ashpahlt vor sich hin gart. Ihr seht, man muss es mögen! ;) Aber dies ist mein persönlicher Geschmack und ich halte den Roman trotzdem für qualitativ sehr hochwertig und empfehlenswert!
So und nun dürft ihr entscheiden, ob Ihr Euch eher die abwechslungsreiche Kurzgeschichtensammlung von Benedict Wells zu Gemüte führen möchtet oder Euch auf die Reise mit Elise und Jamey begeben wollt.
Bis bald,
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