Rezension Die perfekte Lüge - Michelle Sacks

Davon haben sie immer geträumt: Ein Haus in den Wäldern, Blaubeerkuchen und Gartenarbeit - das gute, das einfache Leben. Als Merry und Sam mit dem kleinen Conor aufs schwedische Land ziehen, können sie kaum glauben, wie glücklich sie sind. Doch dann kommt Merrys älteste Freundin Frank zu Besuch und das Glück zeigt erste Risse. Frank weiß Dinge über Merry, die sonst niemand weiß. Sie baut sofort eine Bindung auf zu dem kleinen Conor, versteht sich prächtig mit John. Und ganz allmählich fühlt sich Merry aus dem eigenen Leben verdrängt...



Die Autorin Michelle Sacks zieht in ihrem Thriller "Die perfekte Lüge" die Handlung durch das abwechselnde Einnehmen der Ich-Perspektive von Merry, Frank und Sam auf.

Merry und Frank sind ein scheinbar glückliches Ehepaar aus New York, die ein heruntergekommenes Haus in Schweden erben. Sie entschließen sich dorthin auszuwandern und dieses mühevoll zu restaurieren. Die Beiden, so scheint es, sind das perfekte Paar. Merry, die liebevolle Mutter, die ihrem Sohn mühevoll extra zubereiteten Brei aus Gemüse, angebaut in ihrem eigenen Garten, zubereitet. Ihre beste Freundin Frank, die für sie bereits aus Kindertagen wie eine Schwester ist.

Diese Idylle wird das erste Viertel so aufrecht erhalten, bis Frank die Vorzeigefamilie in Schweden für mehrere Wochen besucht. Ab diesem Moment tobt ein Orkan durch das wohlerrichtete Kartenhaus von Merry und Sam. Denn eigentlich ist dort alles auf einer Lüge begründet! Es gibt einen Grund, warum Sam so schnell New York verlassen wollte und seine Stelle an der Universität aufgab. Und Merry... Merry war schon immer eine Künstlerin im Täuschen, Verschwinden und Schauspielern. Ihre Freundschaft zu Frank ist ungewöhnlich vergiftet und doch besteht zwischen ihnen eine große Verbundenheit, ja fast Liebe. So tut Frank für Merry das Unbegreiflichste, was man sich vielleicht vorstellen kann.
Den Rest solltet ihr selbst lesen, ansonsten würde ich euch zu viel Spannung vorweg nehmen.

Der Schreibstil von Michelle Sacks ist für das Genre Thriller gut herausgearbeitet worden. Sie spielt durch das zeitversetzte Einschieben von Szenen mit den Annahmen und Vermutungen des Lesers, wobei sie vieles mit Absicht anders erscheinen lässt, als es für uns in diesem Moment lesbar ist. Die genau Auflösung erfolgt dann bahnbrechenderweise am Schluss. Damit unterbricht sie zwar immer wieder den roten Faden der Erzählung, hält jedoch die Spannung und den Lesespaß ungemein hoch. Dies blieb mir nach Beenden des Buches in besonders postiver Erinnerung.

Gut gelungen sind der Autorin ebenso die athmosphärischen Beschreibungen von Schweden, den Beziehungen zwischen den einzelnen Protagonisten und der Dunkelheit innerhalb ihrer persönlichen Abgründe, die ihnen so zu eigen sind. Denn in der malerischen Landschaft und Abgeschiedenheit Schwedens verbirgt sich eine verzehrende Einsamkeit und Verzweiflung.

Der Thriller hält Abgründe bereit, die oftmals auch heute noch totgeschwiegen werden. Es geht um Freundschaft, Liebe und einem Hauch von feministischen Problematiken, denen sich bis heute noch einige Frauen stellen müssen. Um das Hineindrücken von Seiten des Mannes in eine Mutter-Rolle, die sie nicht einnehmen will und die typische Rollenverteilung der Hausfrau und des arbeitenden Mannes. Die Behandlung dieser Problematiken empfand ich als überaus wichtig und besitzt eine dringende Aktualität. 



Das Cover spiegelt in seiner Schwärze und Dunkelheit eben jene Abgründe treffend wider. Es verweist höchstwahrscheinlich auf Merry, die wartend, einsam und unglücklich am Fenster ihres Hauses, oder eher Gefängnisses, in Schwedens steht. Allein mit ihrer Fassade, die sie nicht ewig aufrechterhalten kann.

Zusammenfassend, gebe ich dem Thriller also 3,5 Sterne. Die Erzählung ist zwar nicht vollgepackt mit Action, doch dafür sehr atmosphärisch und voller Dunkelheit. Der Schreibstil und die absichtlich erzeugten Verwirrungen halten die Spannung konstant aufrech, wobei dies am Anfang und zwischendrin manchmal nachlässt und Sam's Probleme teilweise etwas zu oft angesprochen werden und dann wiederum im richtigen Moment einfach zu wenig. Ich war insgesamt jedoch ebenso häufig schockiert, wie auch getroffen und das Aufgreifen von meist totgeschwiegenen, jedoch sehr aktuellen Problematiken empfand ich als sehr positiven Aspekt des Buches. Zurückgelassen wird man als Leser nocheinmal mit einer Ungewissheit, die Böses erahnen lässt und zeigt, wie wenig einige Menschen dazulernen können, oder auch, wie wenig Aufmerksamkeit ein Mann seiner Frau zuteil werden lassen kann.

Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Rezension weiterhelfen!


Bis bald,


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