Rezension Washington Black - Esi Edugyan

Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler - und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird. 

Über die Autorin

Esi Edugyan lebt in Victoria, der Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia. Washington Black ist ihr dritter Roman und wurde von Publikum und Kritik gefeiert. Er stand auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2018 und wurde mit dem Giller Prize ausgezeichnet.

(Quelle: https://www.luebbe.de/eichborn/autoren/esi-edugyan/id_7504671)
© Tamara Poppit of Poppy Photography






Ihr Book Pumpkins, den Roman "Washington Black" von Autorin Esi Edugyan fiel mir beim Durchstöbern des Newsletters des Eichborn Verlags bereits ganz zu Anfang ins Auge. Nicht zuletzt, da es das Lieblingsbuch von Barack Obama 2018 war und dieser, wenn wir mal ehrlich sind, einer der inspiriendsten Persönlichkeiten der letzten Jahre ist, jedenfalls meiner Meinung nach. 

"Washington Black" erzählt die Flucht des gleichnamigen Sklavenjungen, auch kurz Wash genannt, aus den Fängen seines Masters der Faith Plantage im 19. Jahrhundert. 
Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil schildert Washingtons schwere, von Gewalt und Hunger gekennzeichnete Kindheit auf den Zuckkerohrfeldern der Faith Plantage auf den westindischen Inseln, während sich Teil zwei mit den Stationen der abenteuerlichen Flucht befasst. In Teil drei mündet die Geschichte schließlich in Washs weiterem Lebensweg als erwachsener Mann in London, wo er schließlich zusammen mit einem renommierten Wissenschaftler und seiner Tochter eine Ausstellung über Meerestiere eröffnet und das erste Salzwasser-Aquarium der Welt erfindet.

Neben Washington Black ist ein tragender Hauptcharakter des Romans Christopher Wilde, der von allen nur kurz Titch genannt wird. Titch, anders als sein Bruder und gnadenloser Besitzer und Master der Faith Plantage, ist kein Befüworter der Sklaverei und begeisterter Wissenschaftler. Er macht Washington Black zu seinem Assistenten und forscht mit ihm zusammen an der Natur und dem Bau des Wolkenkutters, mit dem sie schließlich auch aufgrund eines weiteren, schwerwiegenden Ereignisses von der Plantage fliehen müssen. Titch wird Washs Mentor und Begleiter, von dem er u.a. das Lesen lernt und während der Zusammenarbeit sein ernormes Talent für das Zeichnen entdeckt. Titch beeinflusst Washington Blacks Leben und persönliche Entwicklung gewaltig, weshalb er ihn nie ganz vergessen kann und bis zur letzten Seite des Buches nie vollständig loslassen kann.

Die Gestaltung der Charakter wurde mit feinen Pinselstrichen teifgründig ausgearbeitet, sodass ein detailliertes Bild vor dem geistigen Auge entsteht. Der eigentlich erdachte Lebensweg von Washington Black, sowie dessen Handlungsorte, wirken dabei in der dargestellten Erwählweise überaus real und authentisch. Nichts an der Handlung ist übertrieben oder unsinnig beschrieben worden, sodass die Geschichte des Washington Black sehr lebensgetreu wirkt. Als ob sie irgendwo auf der Welt, vielleicht ähnlich oder nur teilweise übereinstimmend, so stattgefunden hätte.

Die eigentlich rein fiktive Geschichte erzählt die Autorin in einem nur so dahin fließendem Schreibstil, der trotz zahlreicher wissenschaftlicher Erörterungen, gut verständlich ist. Häufig enden Kapitel und Abschnitte mit spannenden Cliffhangern, sodass man nicht anders kann, als dabei zu bleiben. 
Die Gewalt, Brutalität und Verzweifllung der Sklaven zeichnet sie ohne Beschönung auf, wobei man Zeuge der Gräueltaten der Plantagenbesitzer wird, mit denen diese ihre Macht demonstrieren und Angst schüren. Wobei es wie ich finde hier keiner Beschönigung bedarf, denn die damaligen Geschehnisse dürfen nicht verschwiegen oder abgeschwächt werden. Unrecht bleibt Unrecht!


"Und du sprichst von Sklaverei, als hätte man eine Wahl. Oder eher, als handele es sich um eine Frage des Temperaments. Der eigenen Persönlichkeit. Als gäbe es solche, deren Natur sie zu Sklaven macht, und andere, bei denen es nicht so ist. Als wäre die Sklaverei etwas anderes als ein sinnloser Gräuel. Als pure Grausamkeit." 
      Washington Black, 328


Das Cover mit seinen gelb-goldtönen und der detaillierten Darstellung des Wolkenkutters ist mit einem wunderschön passenden Zeichenstil gestaltet worden. Die Darstellungen sind bis auf jegliche Kleinigkeiten designt worden und hätten in ihrer Genauigkeit auch von Washington persönlich kommen können. Die Wolken in ihrem Goldton glänzen darüber hinaus noch leicht. Die Aufmachung wirkt sehr edel.



Bewertet habe ich den Roman insgesamt mit 4 von 5 Sternen. Lediglich für das offene, und zu abstrakte Ende habe ich einen Punkt abgezogen. Ich habe per se nichts gegen offene Enden, doch war mir dieses dann etwas zu schwammig und sehr abrupt. Die restlichen Seiten allerdings habe ich mit Washington Black mitgefiebert, gelitten und gehasst. Den wenn man sich erneut die damaligen Taten und Einstellungen der Menschen vor Augen führt, kann man manchmal nicht mehr und nicht weniger empfinden als Hass. Die Veröffentlichung des Buches greift nochmals die Wichtigkeit dieser Thematik auf und erinnert daran. Auch daran, dass solche Entwicklungen und Tendenzen nie wieder aufkommen dürfen. Denn nichts kann sie ungeschehen machen und sie wirken noch lange, in den Köpfen der Oper wie auch bei uns Übrigen, nach. Besonders Washs Weg von Kindesbeinen an zu verfolgen, hat den Roman für mich so berührend und einzigartig gemacht. Ein Roman über Freiheit und Selbstbestimmung, der tiefe Spuren hinterlässt.


Ich kann euch die Reise des Washington Black sehr empfehlen,





Kommentare

Beliebte Posts